EILUN FEER SKUUL
54° 41' 32" N - 8° 33' 23" O
Gymnasium & Gemeinschaftsschule Insel Föhr
Heute ist der 29.03.2024 | letzte Homepage-Aktualisierung 2024-03-15 18:46:06

Presseberichte
Presseberichte des Jahres 2019
Lehrer und Schüler der Eilun-Feer-Skuul erwecken in spannendem Rollenspiel das Mittelalter zum Leben.
Larp steht für „Live Action Role Play“, ist ein Live-Rollenspiel und beschränkt sich nicht auf eine Theaterbühne oder ein Klassenzimmer. Ganz im Gegenteil: Die Darsteller spielen ihre Rolle im Freien, haben kein Publikum und agieren in einer phantastischen, vorgegebenen Welt. Das kann eine vergangene, eine zukünftige oder eine im Jetzt sein, aber die Welt ist fremd und anders. Und die Schauspieler müssen Improvisationstalent mitbringen, denn ihnen wird ihre Charakterrolle zugeteilt, den genauen Spielplan kennen sie nicht. In groben Umrissen wird dieser von einem Organisationsteam vorgegeben, Details entstehen spontan aus der Situation heraus. Außerdem fällt der Vorhang nicht nach zwei oder drei Stunden, die Rolle muss zumeist über ein Wochenende gelebt werden, manchmal sogar über Jahre, wenn Larp zum Hobby geworden ist.

Enrichment-Seminar als Teil der Begabtenförderung Timm Emser, Lehrer und Leiter des ShiB-Teams (Schleswig-Holstein inklusive Begabtenförderung) an der Eilun-Feer-Skuul, der zusammen mit seiner Ehepartnerin und Schulsekretärin Susanne Emser auf einschlägige Erfahrungen bei Larp zurückgreifen kann, kam die Idee, ein sogenanntes Enrichment-Seminar als Teil der Begabtenförderung auch auf Föhr anzubieten. Wobei „Begabung“ sich nicht auf Hochbegabung beschränkt; auch Sozialkompetenzen, Management-Talente, vernetzte Denkweisen oder Durchhaltevermögen werden gefördert.

Genau diese Kompetenzen haben zumindest Schülersprecher Kjelwin Strauss, Sophie Sülflohn und Jakob Schmidt bewiesen, denn seit über einem Jahr gehören sie dem Organisationsteam um das Ehepaar Emser und Lehrer Michael Voigt an. Viele Planungsstunden sind vorausgegangen, damit sich der Wrixumer Biikeplatz in ein mittelalterliches „Seehain“ auf der Insel „Föhrtuga“ verwandeln konnte. Unter den Charakteren waren auch Schüler aus Niebüll und Flensburg, für die nicht nur Larp neu war, sondern auch Schauplatz und Föhrer (Mit-)Schüler.

Zelte, Lagerfeuer, Taverne, Friedhof, Heim der Voodoohexe, des Einsiedlers oder der Seehexe verwandelten Charakterdarsteller und Laufvolk in eine Dorfgemeinschaft lange vor unserer Zeit. Dabei kommt dem Laufvolk oder „NSC“ (Nicht-Charakter-Darsteller) eine besondere Bedeutung zu, denn sie sind diejenigen, die ihre Rollen und Aufgaben schon vorher kennen und dem Spielablauf eine Struktur geben: Als auf „Föhrtuga“ ein Schatz gefunden wird, erwacht der Piratenkapitän Flintlock Freddy mitsamt seiner grausamen Crew zu neuem Leben und mischt sich unter die Dorfbewohner, die in der Taverne über die bevorstehende Bürgermeisterwahl reden. Den Angriff der Geisterpiraten aus dem Wald können die Dorfhelden zwar recht schnell abwehren, doch Angst und gedrückte Stimmung bleiben. Totengräber und Voodoohexe enthüllen „Fluchbrecherkomponenten“, mit denen die Piratencrew wieder gebannt werden kann. Leider legt das Laufvolk falsche Fährten und betreibt nebenher unwichtige Wahlwerbung. Die beiden Rivalinnen Voodoo- und Seehexe tun mit Gezänke und Streit ihr Übriges, um Verwirrung zu stiften. Erst der Auftritt der Meisterin der Dunklen Tiefen hilft weiter...

Das aufwändige Spektakulum wurde von Freunden, Kollegen, Eltern, der Gemeinde und Feuerwehr Wrixum, dem Schulträger, einigen Geschäftsleuten und den Pfadfindern, die zum Übernachten ihre Kohten verliehen hatten, unterstützt. Unzählige Details, darunter selbstredend die mittelalterliche Gewandung, gaben den Akteuren das Gefühl, tatsächlich in einer anderen Welt zu sein, wobei sich das Areal um den Wrixumer Biikeplatz als äußert ideal erwies. Nach festen Regeln konnten ungestört Kämpfe stattfinden, Zaubertränke und Verbände ihre Wirkung entfalten, konnte am Lagerfeuer gesungen und gezecht und das Leben in einer anderen Rolle erprobt werden.

Die Festland-Schüler waren schnell integriert und fanden Larp übereinstimmend toll. „Gerne wieder“, so ihr Echo. „Es hat großen Spaß gemacht“, lautete das einhellige Resümee von Emser und Kjelwin Strauss, der bis zuletzt in der Rolle des Schankwirts agierte und erst ging, nachdem alles aufgeräumt war. „Manchmal ist es erholsamer als eine Woche Urlaub“, verriet auch Susanne Emser, „man löst Probleme, die keine echten sind und bekommt so den Kopf frei“. Der pädagogische Ansatz des Föhrer Seminars findet sogar bis ins Bildungsministerium so hohe Anerkennung, dass Timm Emser schon nach einer Wiederholung gefragt wurde, bevor überhaupt die erste Veranstaltung begonnen hatte.
GER, Der Inselbote, 31.5.2019

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