EILUN FEER SKUUL
54° 41' 32" N - 8° 33' 23" O
Gymnasium & Gemeinschaftsschule Insel Föhr
Heute ist der 26.04.2024 | letzte Homepage-Aktualisierung 2024-04-05 20:27:19

Presseberichte
Presseberichte des Jahres 2017
Friesisch-Unterricht in der Wüste
„Schulausflug“ nach Namibia: Junge Föhrer renovieren eine Grundschule und begegnen wilden Elefanten.
„Wer fliegt in den Herbstferien schon in ein anderes Land, um dort zu arbeiten, und nicht, um dort Urlaub zu machen?“, so am Donnerstagabend bei einem Vortrag im Kurgartensaal die rhetorische Frage Timm Emsers, Lehrer an der Eilun-Feer-Skuul, der genau das zusammen mit 18 Schülern, seiner Frau (und Schulsekretärin) Susanne Emser sowie seiner Kollegin Diana Jeß gewagt hatte. In der Tat fiel kein Tag Unterricht aus, weder auf Schüler- noch auf Lehrerseite, da Emser die Projektfahrt ins ferne Namibia in die Herbstferien gelegt hatte. Er selbst kannte das Land aus seiner Studienzeit und konnte mit Hilfe eines dort lebenden Freundes Kontakte knüpfen zur Organisation „Ehra“ (Elephant Human Relationship Aid). Diese unterstützt nicht nur die Dorfbevölkerung im zum Teil problematischen Zusammenleben mit den Wüstenelefanten, sondern fördert auch soziale Projekte und vermittelt Kontakte zu einheimischen Institutionen. Auf der zweieinhalb Wochen dauernden Projektfahrt sollten die Schüler die Landesgeschichte, die Geografie sowie soziale und ökologische Aspekte Namibias kennenlernen. Der Aufenthalt gliederte sich somit in zwei Teile. Während in der ersten Woche die Sanierung einer Grundschule im Vordergrund stand, wurde die zweite genutzt, um die Spur wildlebender Elefanten aufzunehmen. Eine nicht unwesentliche Hilfe von „Ehra“ war die Bereitstellung von gut schließenden Zelten als Wüstencamp. „Die Organisation war topp“, so Emser im Rückblick „Das macht dieses Projekt ganz besonders“, schwärmte er bei seinem Vortrag, „denn von der zehnten bis zur 13. Klasse hatten wir Schüler beider Schularten dabei.“ Und mehr als einmal betonte er, wie fair und besonnen sich die Gruppe verhalten hatte und wie stark das Zusammengehörigkeitsgefühl gewesen war. Obwohl die Föhrer im Vorwege Motivationsbegründungen schreiben, ihre Fahrtkosten größtenteils selbst erarbeiten mussten und wussten, dass es auch anstrengend werden würde, seien einige an ihre körperlichen Grenzen gekommen, berichtete Emser. Namibia ist wegen der großen Wüsten eines der am dünnsten besiedelten und trockensten Länder der Erde mit enormen Temperaturunterschieden zwischen Tag und Nacht. So hatte sich Emser als sehr pedantischer Erzieher bewährt, der Schüler und Kollegen stets zwang, täglich mindestens drei Liter Wasser zu trinken, die Elektrolyte nicht zu vergessen und ständig die Hände zu waschen. „Wasser war unser bester Freund in der Wüste“, erinnerte er sich und zeigte anhand vieler Fotos, dass das nur die halbe Wahrheit war und sehr schnell viele gute Freunde hinzukamen: Die Grundschulkinder in dem einsamen und wilden Damara-Land, deren Gruppen- und Schlafräume es zu sanieren galt, hatten sich so schnell in die Herzen der Föhrer geschlichen, dass es beim Abschied auch Tränen gab. Die Kleinen waren so präsent, dass das Schleifen und Streichen der Räume entsprechend lange dauerte, da die jungen Afrikaner viel Körperkontakt suchten. Während Diana Jeß fünf Tage lang mit Schülern Gardinen nähte in Räumen, die permanent nach Straßenteerung rochen, versuchten andere, die sanitären Anlagen ansprechender zu gestalten. Immer wieder wurde dabei der Unterschied zu Deutschland erschreckend deutlich. Das im Sand versenkte Rohr mit dekorativer Klobrille obendrauf war als Provisorium im Wüstencamp wesentlich hygienischer als das offizielle Schul-WC. Dank zahlreicher Spenden Föhrer Geschäftsleute konnten Bücher und Spiele überreicht und natürlich sofort ausprobiert werden. Gemeinsames Singen, Fußballspielen und Sprachkurse in Friesisch (!) machten deutlich, dass Wüsten-und Inselkinder eigentlich viele Gemeinsamkeiten haben. Ein wenig neidvoll blickte Emser dabei auf die von den Föhrern auch gehaltenen Unterrichtsstunden: „Die Afrikaner waren einfach nur glücklich und dankbar, wenn wir da waren und wollten unsere Hände halten. So wünsche ich es mir als Lehrer hier auch manchmal.“ „Es war ein bewegender Moment, frei lebende Elefanten zu sehen.“ Emser nahm die Zuhörer im zweiten Teil seines Vortrages auf eine Kurzsafari mit, die sich aber deutlich von den üblichen, gesicherten Touren der Touristen unterschied. „Ehra“ hilft den Dorfbewohnern, Mauern um ihre Brunnen zu bauen, damit Elefanten nicht eindringen können, aber ansonsten kennen diese Tiere keine Zäune und Grenzen. Mit offenen Geländewagen sowie einheimischem Guide und Köchin starteten die Jugendlichen in die zweite Woche. Der einzige Luxus, den man nach sieben Tagen Entbehrung ersehnt hatte, war die Dusche, die zwischen Felswänden sogar warmes Wasser lieferte. Geschlafen wurde unter freiem Himmel, eingerahmt von Felsen auf der einen, den Geländewagen an den Seiten und Lagerfeuer mit Wachen an dem verbleibenden Ende. Mitten in einem Löwengebiet zu nächtigen, relativ frische Spuren dieser mächtigen Tiere zu finden, ist nur möglich, wenn die Gruppe aufeinander Acht gibt. Dem verantwortungsvollen und umsichtigen Guide war es auch zu verdanken, dass Elefantenbulle Benny nur Augen für die hitzige Elefantenkuh hatte und an der Gruppe mehr oder weniger achtlos vorbeischritt. Welch ein großartiges Erlebnis es sein muss, eine in freier Wildbahn lebende Elefantenherde zu beobachten, konnten die Zuhörer im Kurgartensaal nur erahnen; ein wenig neidisch zu sein, war erlaubt … Abschließend hatten die Schüler das Wort, die anhand ihrer Lieblingsfotos ihre Erinnerungen zusammenfassten. Die Freude an der eigenen Gruppe, das fröhliche Miteinander von Afrikanern und Föhrern und die unbeschreiblichen Sonnenuntergänge in dem wilden Namibia standen im Vordergrund der Reiserlebnisse. „We are happy so see you today“ sangen die Globetrotter unter der Leitung von Diana Jeß anfangs und zum Schluss; dieses Lied hatten ihnen die Afrikaner geschenkt.
IB, Der Inselbote, 16.12.2017

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