EILUN FEER SKUUL
54° 41' 32" N - 8° 33' 23" O
Gymnasium & Gemeinschaftsschule Insel Föhr
Heute ist der 19.04.2024 | letzte Homepage-Aktualisierung 2024-04-05 20:27:19

Presseberichte
Presseberichte des Jahres 2017
Abenteuer Seefahrt: Föhrer Schülerin verbringt ihre Ferien auf dem Containerschiff
Schnupperpraktikum mit Brücke und Maschine: Die 17-Jährige ist auf der „Valparaiso Express“ über den Atlantik gefahren.
In den Ferien Containerschiff fahren – ferne Häfen, Panamakanal, Sternenhimmel über dem Pazifik und 100 Euro Taschengeld? Ronja Zimmermann hat’s gemacht! Die 17-jährige Föhrerin von der Eilun-Feer-Skuul ist mit dem Ferienfahrer-Programm vom Verband Deutscher Reeder von Hamburg in fünf Wochen bis nach Valparaíso in Chile gefahren. Auf einem riesigen Containerschiff von Hapag-Lloyd. Praktikum auf See Die Schülerin liebt Technik, segelt, mag Physik und hat seit einem Jahr – seit der zehnten Klasse – die Idee, vielleicht Nautik zu studieren. Nach viel Recherche im Internet stieß sie auf das maritime Schnupperprogramm. „Ich habe mich immer schon für Reisen und Containerschiffe interessiert.“ Aber nach den ersten zwei Wochen an Bord der „Valparaiso Express“ war klar: „Nautik fällt weg. Dafür mach ich jetzt was mit Maschinen!“ Aber von Anfang an: Schon bei der Einschiffung in Hamburg fühlten sich Ronja und eine weitere Ferienfahrerin total gut aufgehoben. Eine Nautikstudentin war ihre Ansprechpartnerin an Bord. „Vom ersten Tag an ging’s los, als ob wir immer dazu gehört hätten. Wir wurden sofort hart rangenommen, aber mit Spaß.“ Auch bei Mutter Heike Zimmermann – in der immer weiter entschwindenden Heimat Föhr – war von Anfang an ein gutes Gefühl da. „Auch uns Eltern hat man auf alles sofort eine Antwort gegeben, auch auf die ganz, ganz fürchterlichen typischen Besorgnisfragen“, sagt die Mutter. Auch Schulleiter Carl Wögens war positiv gestimmt und gab der guten Schülerin (Durchschnitt 2,3) grünes Licht für die leicht den Schulbetrieb überlappenden Fernreisepläne. Leidenschaft für die Maschinen 27 Mann waren an Bord. Deutsche und Filipinos. Die Mädchen wurden überall eingesetzt: Brücke, Maschine, Ladungswache während der Löscharbeiten im Hafen, Flaggen hissen. Auf der Brücke fand Ronja den Ablauf zu gleich. „Man guckt aufs Wasser, muss Positionen eintragen, Logbuch schreiben. In der Maschine war es einfach spannender.“ Und als die 17-Jährige nach zwei Wochen während eines Hafenaufenthalts zur Kolbenkontrolle in die Hauptmaschine musste und mitten in diesem vier Stockwerke hohen Monstrum saß, eingezwängt und geduckt zwischen ölverschmierten Kolben und Stahl, da kam sie begeistert wieder raus. „Ich war schwarz, aber total glücklich.“ Von da an verbrachte sie weit mehr als die vorgesehenen sieben Tage im Maschinenraum. „Am Anfang mit null Ahnung fragt man sich, was soll ich hier? Aber wenn man immer mehr dazulernt und begreift, wie alles zusammenhängt, dann ist das super.“ Viele neue Städte entdecken In den Häfen, in denen die Fracht gelöscht wird, gibt es manchmal einen Tag Aufenthalt mit Zeit zum Sightseeing. Dabei lernt sie in Kolumbien so unterschiedliche Städte kennen wie das schöne Catagena an der Karibikküste, aber auch Buenaventura, wo Bandenkriege um Drogen Alltag sind. Die Hafenarbeiter dort ließen das Mädchen abends nicht zurück aufs Schiff. Während sie an Bord inmitten der ganzen Crew nie Probleme damit hatte, eine Frau unter vielen Männern zu sein, hatte sie es dann da: „Die konnten sich nicht vorstellen, dass auf so einem Schiff Frauen arbeiten. Da musste dann erst der Kapitän kommen.“ Beeindruckender Sternenhimmel Eine Bereicherung sei der Panamakanal gewesen, sagt sie. Drei Schleusen auf jeder Seite. Eng und voll. Phantastisch war der Sternenhimmel über dem Pazifik. „Dafür hat uns der Offizier mitten in der Nacht auf die Brücke geklingelt. Alle Decklichter waren ausgeschaltet. Es war toll. Und auf dem Atlantik auf der Brücke zu stehen und 360 Grad rundum nur Wasser zu sehen, ist beeindruckend.“ Einen springenden Wal hat sie gesehen, und weil es eher selten ist, dass sich diese Tiere in jener Region des Pazifiks aufhalten, wurde das Ereignis ans Wetteramt gemeldet. Äquatortaufe Nicht ganz so toll war die Äquatortaufe. Zu sechst mussten sie durch die Prozedur: der erste Offizier, zwei philippinische Matrosen, die Nautikstudentin und Ronja und ihre Ferienkameradin. Vier Stationen: den Friseur konnte man vom Kahlscheren noch mit einem halben Kasten Bier abhalten; die Medizin des Doktors war nicht lecker, aber nicht so schlimm, wie der tote Fisch, den man mit den Zähnen aus dem Pool holen musste (voll bekleidet). Aber gemäß den Regeln küsste eine tapfere Ronja Zimmermann samt Makrele im Mund dann noch die Füße von Neptuns Frau, „die allerdings unser Elektriker war“, wartete noch den kurzen Moment ab, vom Priester mit Fischöl gesegnet zu werden und haute dann in ihre Kabine ab – duschen! Die Feier später war super, Bier gab es ja genug. Ronja bleibt seefest Nachts quietschen die Container. Besonders laut bei Seegang. Auf den schmalen Stegen auch in fünf Metern Höhe zwischen ihnen hin und her zu patrouillieren, hat der Schülerin keine Angst gemacht. Sie blieb seefest. In ihrer Kabine – mit Blick auf Container – hat sie bei Seegang einfach die Matratze aus dem Bett auf den Boden geräumt und je nach Dünung um 90 Grad gedreht. „So rollte man nicht ständig hin und her.“ In den über 10.000 Kühlcontainern um sie herum fuhren Medikamente, gefrorene Kartoffeln und Gefahrgut. Ronja lernte Rohrleitungspläne lesen, wechselte Maschinenteile aus und erlebte – engine slow down – die fieberhafte Suche nach dem Auslöser des Maschinenproblems. „Eine Hydraulikleitung war geplatzt.“ Insgesamt 10.500 Container fasst Container die „Valparaiso Express“. Hintereinander gestellt ergibt das eine Schlange von Föhr bis Husum. Zimmermann Insgesamt 10.500 Container fasst Container die „Valparaiso Express“. Hintereinander gestellt ergibt das eine Schlange von Föhr bis Husum. Zusammengehörigkeitsgefühl an Bord Das Leben an Bord des 330 Meter langen Schiffes gefiel der 17-Jährigen. Tischkicker, Sportraum, Filme gucken, Grillabende an Deck, dreimal täglich warmes Essen, „und öfter mal Ente“. Manchmal war es skurril: „Auf meinem Gang standen die Filipinos oft Schlange vor dem kleinen Hocker, wo ihnen vom Mannschaftskameraden die Haare geschnitten wurden.“ Das Besondere? „Die Geselligkeit und das Zusammenleben. Jeder hat jeden akzeptiert, jeder gehörte dazu und jeder weiß, dass es ohne den anderen nicht geht.“ Seefahrt als neue Leidenschaft Für sie ist klar: Seefahrt ist es. Für ihre Mit-Ferienfahrerin ist klar: Seefahrt ist es nicht. Aus genau diesem Grund bietet der Verband Deutscher Reeder mit seinen Mitgliedsreedereien solch ein Schnupperprogramm an. Was übrigens sehr flexibel ist: Von einer Woche bis zu den gesamten Ferien ist alles drin. Auf Schleppern, Fähren oder großen Containerschiffen. Berufliche Zukunft auf See Die Wyker Dampfschiffs-Reederei kommt für Ronja Zimmermann im Moment nicht ganz so infrage. „Ich möchte gerne hier weg“, sagt die 17-Jährige, die im Rheinland geboren wurde und vor acht Jahren nach Föhr kam. Die kleine Insel passt einfach nicht zu ihren großen Plänen. Sie überlegt, in den nächsten Ferien bei Hapag-Lloyd für ein Praktikum anzufragen, „um meine Kenntnisse zu verbessern“. Nach dem Abitur, sie kommt jetzt in die elfte Klasse, strebt sie die Ausbildung zum Technischen Offiziers-Assistenten an – das weiß sie jetzt! Und will ein Studium zur Schiffsbetriebstechnik draufsetzen. Aber vorher geht es zurück an Bord: Die „Valparaiso Express“ legt am 15. September in Hamburg an. Dann ist open ship für die Ferienfahrerbesatzung samt Eltern. Ronja Zimmermann freut sich riesig auf das Wiedersehen.
PK, Der Inselbote, 27.8.2017

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